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- Historische Zugfahrt von Palma nach Port de Soller. Geschichtliches, Tipps und Tricks
-Port de Soller
-Reisebericht
3 von 5 Rabensocken. Der Tren de Sóller wird auch der rote Blitz genannt. Wieso? Keine Ahnung. Allerdings ist die Fahrt von Palma nach Sòller immer ein ganz besonderes Erlebnis. Begib dich in die Vergangenheit, und erlebe die wunderschöne Natur Mallorcas mal auf eine ganz andere Weise. Vorbei an Oliven-, Mandel-, und Zitronenbäumchen, hohen Bergen und tiefen Tälern, führt die Strecke immer weiter ins Landesinnere. Die 13 Tunnel, bei dem der längste mehrere Kilometer lang ist, sind dann noch das Sahnehäubchen.
Seit 1912 ruckelt die alte Bahn durch Mallorca. Die Bewohner Sóllers hatten sich damals zusammengetan und so die Zugverbindung finanziert, da es zu Fuß einfach zu weit nach Palma war. In Palma verkauften sie regelmäßig ihre Orangen und Mandeln. Die Gleise dieses wundervollen Zuges sind grade einmal 91cm breit, weshalb sie weltweit eine Besonderheit darstellt. Zu ihren Anfängen wurde die Bahn noch mit Dampf betrieben, jedoch seit Ende der 30er Jahre läuft sie voll elektrisch. Trotzdem ist ihr Retrocharme geblieben.
Dauer pro Strecke: ca. 1 Stunde
Kilometer pro Strecke: 27
Preis: einfache Strecke: 20 EUR, Hin und Zurück: 28 EUR oder Kombiticket Hin- und Rückfahrt mit Zug sowie Hin- und Rückfahrt mit der Straßenbahn zusammen für 35 EUR (Stand Oktober 2024)
Von Sòller aus kann man die letzten 5 Km noch nach Port de Sóller fahren. Das dauert 15 Minuten. Ein Einzelfahrschein kostet 9 Euro. Diese Straßenbahn existiert seit 1914 und ist ebenfalls noch richtig rustikal gehalten.
In der Station in Palma wird empfohlen, 30 Minuten vor Abfahrt da zu sein. Wir waren 45 Minuten vorher da und es stand bereits eine lange Schlange am Bahnhof. Theoretisch gibt es eine Schlange, aber praktisch quetschen sich dann doch einige Menschen, die keine Kinderstube genossen haben, vor. Also hier auf jeden Fall früh genug da sein.
Zu den Stoßzeiten sind beide Bahnen voll und auch hier wird ohne Rücksicht auf Verluste gequetscht. Hauptsache man kommt rein. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Grade die Straßenbahnen gegen 16 und 16:30 Uhr sind übervoll, weil zu dieser Zeit 2 Züge zurück nach Palma fahren. Die Bahn um 17 Uhr war dann wieder ziemlich leer. Also wenn möglich diese Stoßzeiten einfach meiden.
Wir sind mit dem Zug um 12:30 Uhr hin und mit dem Zug um 18:30 Uhr zurück und wir hatten entspannt Zeit, alles zu sehen. Länger würde ich nicht machen.
Die Sitzreihen sind ziemlich eng. Es gibt zwar kleine Ablagefächer, aber ein großer Koffer/Rucksack passt dort nicht hinein. Also vorher gut überlegen, was man mitnimmt und was nicht.
Die Online-Kombitickets sind wesentlich günstiger und man hat keine Probleme, ob man noch ein Ticket bekommt
5 von 5 Rabensocken. Port de Sóller ist ein kleiner Küstenort, der vor allem durch seine historische Straßenbahn, die große Bucht mit geschütztem Hafen und seine natürliche Umgebung bekannt geworden ist. Im alten Fischerhafen kann man frischen Fisch und Meeresfrüchte essen. Von hier kann man ebenfalls sehr gut auf Segeltörns oder mit seiner Yacht starten. (Überlege ich mir, wenn ich dann mal eine habe.)
Das Tramuntana-Gebirge schneidet Sóller, wie Port de Sóller vom restlichen Mallorca ab, weshalb die Einwohner dieser Orte auf den Handel über den Seeweg angewiesen waren.
So ging das bis 1912, als der Tren de Sòller seinen Betrieb aufnahm. Erst 90 Jahre später wurde der Tunnel für den Autoverkehr fertiggestellt. Wenn diese Seefahrer lange genug gelebt hätten, um Zeuge der modernen Konstruktion des Sóller-Tunnels zu sein, wären Sie begeistert gewesen angesichts der Möglichkeit, Züge mit Wagons in ihr Dorf rollen zu lassen. Die bessere Angebundenheit hätte Port de Sóller in der Vergangenheit jedoch seiner starken maritimen Position beraubt; die Notwendigkeit per Schiff zu reisen und Produkte zu transportieren, öffnete diesem bescheidenen Fleckchen der Insel die Tür zur Welt, brachte den Import und Export von Waren (vor allem Zitrusfrüchte) mit sich und erlaubte leider auch die Invasion durch Piraten.
Denn 1561 landeten algerische und türkische Piraten in Port de Sóller. Nur mit Holzschwertern und kleinen Steinschleudern bewaffnet, verteidigten die Bewohner der Stadt tapfer ihre Häuser vor dem Angriff, trugen den Sieg davon und verdienten sich einen Eintrag in den mallorquinischen Geschichtsbüchern. Noch heute wird dieser Angriff in dem jährlichen, großen Volksfest Es Firó nachgestellt und der Sieg über die Invasoren gefeiert.
Nach dem Frühstück geht es für uns los in Richtung Palma. Schnell finden wir einen Parkplatz in der nahegelegenen Tiefgarage. Voller Vorfreude düsen wir in Richtung des Bahnhofeingangs und uns trifft der Schlag.
Obwohl wir 15 Minuten vor der geforderten Zeit (also 45 Minuten vor Abfahrt) da sind, stapeln sich bereits jetzt die Menschen. Nun gut, immerhin stehen wir in einer Schlange und jeder kommt dann dran, wann er da war. Eine halbe Stunde später zuckelt der Zug gemächlich in den Bahnhof und die Fahrgäste steigen aus. Leider quetschen sich mittlerweile auch sehr viele Menschen von der Seite in die Schlange rein, so dass wir immer weiter nach hinten rutschen. Eigentlich sollte es mir egal sein, aber solche Aktionen machen mich immer sehr wütend. Nun gut. Ich möchte mir meine Laune nicht verderben lassen und schlussendlich finden wir auch noch ein schönes Plätzchen im 2 Abteil. Die Sitze sind sehr eng, so dass ich mit den Knien im Vordermann hänge. Aber die Leute waren früher kleiner, was will man da machen.
Einige Minuten später ertönt ein Pfiff und die Bahn setzt sich gemütlich in Bewegung. Begleitet vom regelmäßigen Rumpeln der Gleise verlassen wir langsam aber sicher Palma. Noch ist leider nichts von den tollen Ausblicken zu sehen, die auf der Internetseite beschrieben wurden. Stattdessen fahren wir an heruntergekommenen Gebäuden, Müll und Obdachlosencamps vorbei. Untermalt wird das ganze noch von einem undefinierbaren Geruch.
Aber je weiter wir fahren, desto größer werden die Häuser und die Natur nimmt immer mehr zu.
Immer wieder fahren wir durch kürzere oder längere Tunnel und nur das Licht aus dem historischen Kronleuchter lässt uns noch etwas erkennen. Wir kommen Sóller immer näher und befinden uns mittlerweile mitten in den Bergen.
An einem kleinen Aussichtspunkt hält der Zug an, und wir haben ein paar Minuten Zeit, Bilder zu machen. Anschließend geht es immer weiter in Richtung Sòller. In den Gärten der Anwohner sehen wir die ersten Zitronen und Olivenbäumchen wachsen. Von Hainen fehlt aber jede Spur. Trotzdem schaue ich mir alles interessiert an. Ich habe noch nie so dicke Zitronen gesehen.
Wir fahren in dem kleinen Bahnhof ein und verlassen den Zug. Grade kommt eine Straßenbahn aus Port de Sóller an, weshalb wir uns etwas beeilen. An der Haltestelle steht schon ein riesiger Pulk Menschen, an dem wir uns selbstverständlich hinten anstellen. Die Bahn hat noch nicht ganz angehalten, dann geht das Gequetsche um einen Platz los. Wir drücken uns hinein und finden sogar noch einen Sitzplatz. Die 15 Minütige Fahrt ist sehenswert und schließlich kommen wir in Port de Sóller an.
Wir steigen aus und sind von dem kleinen Ort direkt verzaubert. An der Haltestelle befinden sich einige Cafes und Geschäfte, die sich um eine wunderschöne Bucht schlängeln. Viele Yachten und andere Boote stehen im kleinen Hafen und schaukeln gemächlich vor sich hin. Wir schlendern die Geschäfte entlang und als ein kleiner Pfad nach rechts den Berg hinauf abzweigt, nehmen wir diesen auch. Durch schnuckelige Gässchen kommen wir immer höher über den Ort, bis wir schließlich an einem Aussichtspunkt ankommen, der uns einen atemberaubenden Blick über die Bucht und das angrenzenden Gebirge bietet.
Immer weiter folgen wir der kleinen Gasse, bis wir oben auf dem Berg ankommen. Hier befindet sich das Museu de la Mar. Hierbei handelt es sich um ein kleines maritimes Museum, welches die Meeresgeschichte von Port de Sóller erzählt. Der Eintritt ist frei. Wir haben das Museum selbst nicht besucht, aber ein Blick in dessen kleinen Garten und vorgelagerten Aussichtspunkt lohnt sich in jedem Fall, denn von hier kann man steil hinab ins Meer blicken.
Ab hier geht es nur noch steil bergab, bis wir wieder am Hafen herauskommen. Da wir noch etwas Zeit haben, entscheiden wir uns eine Kleinigkeit in einem der Restaurants zu essen. Wie es sich für einen Fischerort gehört, gibt es... Putenschnitzel mit Salat. Was dann folgen würde, habe ich noch nicht erlebt. Das Bild habe ich oben schon bei Tipps und Tricks reingestellt. Mütter mit Kindern wurden weggeschubst und Kinderwagen mussten über die Köpfe der Leute gereicht werden, weil einfach niemand Rücksicht genommen hat. Wir haben dann noch mit Mühe und Not einen Platz bekommen und waren heilfroh, endlich in Sóller zu sein. Ich bin ehrlich, dieses Erlebnis hat den ganzen Tag schon etwas getrübt. Also lieber Zeiten suchen, in denen nicht alle zurück wollen.
Da wir noch Zeit haben, erkunden wir etwas Sóller. Die schöne Kirche, mit den ganzen Ornamenten, die fahrenden Straßenbahnen und die kleine Einkaufsstraße, mit ihren Boutiquen und Geschäften. Alles in allem reicht hier aber wirklich eine Stunde. Anstehen, Warten, Quetsch, Quetsch und schon stehen wir am Bahnhof. Der Zug hat leider etwas Verspätung, weshalb wir noch eine halbe Stunde am Gleis warten müssen. Nochmal Quetsch, Quetsch und wir sitzen im Zug. Ich bin schon echt platt und bin froh, dass wir jetzt auf dem Heimweg sind.
Man merkt das aber auch den anderen Leuten an. Es ist stiller im Zug und jeder hängt seinen Eindrücken und Gedanken hinterher. Ein junger Mann liest sogar ein Buch. Langsam geht die Sonne hinter den Bergen unter und färbt den Himmel in ein intensives Rot. Als die Sonne dann ganz hinter den Bergen verschwindet, kommen wir in Palma an und steigen vollkommen erledigt, aber glücklich ins Auto, um uns auf die einstündige Heimreise zu begeben.
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